Flotte Dresdner Kanal-Sanierer

Heiko Nytsch und Philipp Kühne stehen in der tiefen Baugrube kurz vorm Kaditzer Klärwerk. Hinter ihnen die gewaltige Röhre des Neustädter Hauptkanals, der von den Fachleuten als Abfangkanal bezeichnet wird. Der Projektleiter der Stadtentwässerung Dresden und der Bauleiter der Firma Echterhoff freuen sich, dass hier ein Großprojekt fast umgesetzt ist – und das deutlich schneller als geplant. Bis zu 30 Bauleute sind hier aktiv. „Es ist bisher sehr gut gelaufen“, erklärt Projektleiter Nytsch.

Schon seit 1910 Jahre fließt die braune Brühe durch die rechtselbische Abwasser-Hauptschlagader von der Prießnitzstraße bis zum Klärwerk Kaditz. Immerhin handelt es sich dabei um ein Drittel der Dresdner Abwässer. Über drei Viertel des 6,6 Kilometer langen Neustädter Abfangkanals sind saniert. Zuletzt war bis Anfang 2020 der Abschnitt unter der Scharfenberger Straße zwischen Ballhaus Watzke und dem Ende der Flutrinne saniert worden. Danach kam das letzte, 1,5 Kilometer lange Stück an die Reihe. Es beginnt an der Micktener Böcklinstraße und verläuft unter der Scharfenberger Straße bis zum Klärwerk. Damit dies möglich wird, haben Leitungsbauer 2020 eine insgesamt 2,5 Kilometer lange Super-Pipeline gebaut. Über diese Ersatztrasse fließt seit November das Abwasser durch die Flutrinne zum Klärwerk.

Durch die Ersatztrasse werden kaum größere Verkehrseinschränkungen nötig. Es mussten nur drei Baugruben ausgehoben werden. Bei der Sanierung haben die Kanalsanierer per Kran glasfaserverstärkte Kunststoffrohre (GfK) eingehoben, die meistens drei Meter lang sind. Der Spezialwagen, der in der Aarsleff-Werkstatt konstruiert wurde, bugsiert sie unterirdisch aus den Baugruben in den alten, bis zu 2,7 Meter hohen Kanal, wo sie letztlich zusammengefügt werden. So entsteht ein neuer dichter Kanal in der alten Abwasserröhre.

Mitte Mai waren alle Kunststoffelemente eingebaut, erklärt Nytsch. Zuletzt geschah dies im 95 Meter langen Abschnitt direkt vor dem Klärwerk. Doch mit dem Einschieben der Rohre ist es nicht getan. Denn letztlich muss der große Hohlraum zwischen der neu eingebauten Kunststoff-Rohrtrasse, die etwa 2,3 Meter hoch ist, und dem alten, bis zu 2,7 Meter hohen Kanal verfüllt werden. Das geschieht mit hochflüssigem Beton. Der Großteil wurde bis Anfang Juni geschafft.

Mitte Juni soll auch der letzte Abschnitt mit dieser Betonemulsion verpresst sein, sodass der Hohlraum zwischen dem alten Kanal und den neuem Rohr verfüllt ist. Parallel dazu werden 30 Einstiegs- und Lüftungsschächte mit einem bewährten Verfahren komplett saniert. „Bis Ende Juni soll auch das fertig sein“, sagt Projektleiter Nytsch. „Ab Mitte Juli können wir die Absperrschieber am Anfang und am Ende des Abschnitts öffnen“, verweist er auf den nächsten Schritt. Dann fließt das Abwasser wieder auf der gesamten Länge durch den komplett sanierten Neustädter Abfangkanal.

Die lange Umleitung fürs Abwasser hat dann ausgedient. Bis Ende November werden die letzten Arbeiten abgeschlossen. So werden die Bauleute ab Ende Juli die Rohrtrasse durch die Flutrinne demontieren, die dortige Baustraße beseitigen und das extra dafür gebaute Pumpwerk am Klärwerk wieder abbauen. In dem Zuge werden auch die Baugruben wieder verfüllt. „Wenn wir das so schaffen, werden wir ein Vierteljahr früher fertig als geplant“, erklärt Projektleiter Nytsch.

Peter Hilbert, www.saechsische.de