Industriesammler-Nord (ISN) Dresden

Das sind Ihre beiden Ansprechpartner bei der Stadtentwässerung Dresden (SEDD) für den Kanalbau (v.l.):

Update vom 3. August 2024

Von  Peter Hilbert (Sächsische Zeitung) für die Stadtentwässerung Dresden GmbH (SEDD): Am 20. August 2024 beginnt der taiwanesische Konzern TSMC mit einem symbolischen Spatenstich den Bau seiner Dresdner Fabrik nördlich des Boschwerks. Schon seit über einem Jahr arbeitet die Stadtentwässerung daran, dass TSMC und die anderen Betriebe der Mikrochipindustrie im Dresdner Norden einen leistungsfähigen Kanalanschluss bekommen. Projektleiter Heiko Nytsch (SEDD) gibt einen Überblick.

Das Großprojekt: 71 Millionen für den Nordkanal

Mit der neuen Infineon-Chipfabrik und dem geplanten Werk des taiwanesischen Chipherstellers TSMC wäre das vorhandene Kanalnetz überlastet. Deshalb baut die Stadtentwässerung für rund 71 Millionen Euro bis zum Herbst 2026 den rund zehn Kilometer langen Hauptkanal vor allem für die Abwässer der Mikroelektronik-Betriebe, den Industriesammler Nord. Der Nordkanal führt vom Klärwerk zu den Gewerbegebieten in Rähnitz und an der Königsbrücker Straße.

Etwa zehn Millionen Kubikmeter Industrieabwasser fließen aktuell zur Kläranlage. Allein die Werke von Globalfoundries, Infineon, Bosch und X-Fab leiten schon jetzt 93 Prozent der Dresdner Industrie-Abwässer ein. In den kommenden Jahren wird sich die Menge des Industrieabwassermenge verdoppeln.

Das vorhandene Kanalnetz wäre damit überlastet. Der neue Kanal wird jeweils zur Hälfte in offener und geschlossener Bauweise hergestellt. Offen heißt, dass Gräben ausgebaggert und Rohre verlegt werden. Beim geschlossenen Verfahren werden Stahlbetonröhren durch die Erde gepresst.

In den Untergrund gepresst werden zwei Meter hohe und vier Meter lange Stahlbetonrohre, erklärt Nytsch. Innen sind sie 1,6 Meter hoch. So werden die Rohrtunnel entstehen, in denen dann die eigentliche Leitung aus Kunststoff verlegt wird. Mit einem Durchmesser von 1,2 Metern, wie auf der gesamten Strecke des Industriesammlers Nord.

Der 1. Abschnitt: Fast alle Rohre in der Erde

Am weitesten sind die Arbeiten im ersten, rund 1,5 Kilometer langen Abschnitt vom Klärwerk zum Kaditzer Riegelplatz. "Dort sind die Arbeiten in den letzten Zügen", sagt Nytsch. "Mit dem Rohrvortrieb sind wir fertig."

Derzeit werden die letzten Kunststoffrohre mit Winden in die Stahlbetonröhre eingezogen. Dort müssen aber noch einige Bauwerke errichtet werden. Geplant ist, diese Arbeiten bis Mitte 2025 fertigzustellen.

Der 2. Abschnitt: Pressen in zwei Richtungen

Die rund 1,2 Kilometer lange Trasse im anschließenden zweiten Abschnitt führt entlang der Autobahn vom Riegelplatz bis zum Sternweg in der Jungen Heide. "An der Transportfirma Hasse nahe der Meißner Straße erstellen wir derzeit eine Doppelstartgrube", erklärt der Projektleiter. Von dort aus werden die Stahlbetonrohre unterirdisch in beide Richtungen gepresst. Das Bauende soll im August 2026 sein.

Der 3. Abschnitt: Erstes Rohr in der Neuländer Straße

Die unterirdische Trasse führt am Sternweg unter der A 4 hindurch bis zum Beginn der 1,1 Kilometer langen Neuländer Straße, die die Stadt saniert. Vorher verlegt die Stadtentwässerung im dritten Abschnitt den Kanal in offener Bauweise. Seit März haben die Bauleute Leitungen umverlegt, so für Strom und Telekom. Anfang Juli haben die Bauleute der Firma Eiffage mit der Kanalverlegung begonnen.

Im ersten Stück der Neuländer Straße liegt bereits die steinerne, 40 Zentimeter starke Schmutzwasserleitung, an der jedes Haus einen neuen Anschluss erhält, erklärt Eiffage-Projektleiter Maik Müller. Daneben wird die viel größere Kunststoffleitung für den Industriesammler verlegt. Das erste Rohr ist eingehoben. Die jeweils 6,5 Meter langen Rohre werden mit einem 750.000 Euro Schweißgerät verbunden, das auf einem Lkw gerade angerollt ist.

Daran schließt dann der Rohrtunnel unter der Moritzburger Landstraße an, den Braumann-Bauleiter Weber mit seinen Spezialisten derzeit errichtet. Das war nicht ohne Hindernisse. So musste Spezialgel in den sehr feinen Sand gespritzt werden, um ihn zu stabilisieren.

"Außerdem war ein Lichtleiterkabel im Wege, das wir in zwei Tagen umverlegt haben", sagt der Bauleiter. An Spitzentagen konnte die Vortriebsmaschine mit einer Kraft von 400 Tonnen drei bis vier Rohre in die Erde drücken. "Für diesen Baugrund ist es völlig okay, wie sie hier vorankommen", schätzt Projektleiter Nytsch ein.

Der 4. Abschnitt: Baustart Richtung Autobahn-Zubringer

Von dieser Baugrube am Wilden Mann geht es im vierten Abschnitt in Richtung des Autobahnzubringers auf der Radeburger Straße weiter. "Rund 1.000 Meter werden wir im unterirdischen Rohrvortrieb herstellen, weitere 500 Meter in offener Bauweise", erklärt Nytsch.

Der 5. Abschnitt: Baustelle am Heller wird vorbereitet

Das letzte, rund 2,4 Kilometer lange Stück führt von der Radeburger Straße vorbei am Heller bis zur Königsbrücker Straße, wo Infineon einen Anschluss an den neuen Nordkanal bekommt. "Um die Eingriffe so gering wie möglich zu halten, wird er komplett im unterirdischen Rohrvortrieb gebaut", sagt der Projektleiter.

Anfang Juli wurde mit dem Herstellen der Fläche für die Baustelleneinrichtung begonnen, die unweit der Hellerauer Werkstätten am Moritzburger Weg liegt.

Weiterführende Informationen