Die Stadtentwässerung Dresden nutzt moderne Sanierungsverfahren

Die Stadtentwässerung schont die Nerven der Anwohner und den Etat mit einer neuen Form der Kanalsanierung. Gut 15 Prozent der Kanäle weisen die Schadensklassen 1 und 2 auf. Was in der Schule positiv besetzt ist, heißt im Abwasserwesen: stark sanierungsbedürftig. 280 Kilometer Kanalnetz befinden sich in keinem guten Zustand. 96 Prozent davon liegen unter dem Nebenstraßennetz, 77 Prozent der schadhaften Kanäle haben einen Durchmesser von 50 Zentimetern oder kleiner.

„Wir wollen konzentriert arbeiten“, erklärt Norman Wonka, Teamleiter Investition bei der SEDD, einen wesentlichen Eckpfeiler der Strategie. Das Unternehmen entwickelt Cluster. Auf einer Stadtkarte ist der Zustand aller Kanäle erfasst – Gebiete mit hohem Anteil an schadhaften Kanälen werden konzertiert in Angriff genommen. Der zweite Teil der Strategie schont die Nerven der Anlieger. „Wo es geht, agieren wir grabenlos“, erklärt Wonka. Heißt: Nur wo es tatsächlich keine unterirdischen Reparaturverfahren gibt, gräbt die SEDD diese Stellen vielfach punktuell auf und beseitigt die Schäden. Alle anderen Schadstellen können mit Hilfe der Robotertechnik über die bestehenden Schächte erreicht werden. Von dort aus ziehen Spezialisten Schläuche in die Schadstellen oder verpressen Schadstellen – fertig.

Das Schadensbild ähnelt sich in den kleineren Kanälen: Meist sind Seitenwände abgerissen oder seitliche Abzweige rutschen in sich zusammen. „Biogene Schwefelsäurekorrosion“ nennen Experten wie Norman Wonka das Phänomen, das nur noch größere Steine und Zusatzstoffe von einem Rohr übrig lässt. Was ungünstig ist für Flüssigkeiten, die im Rohr fließen sollen. Die Nadelfilzschläuche, das Material ist in Harz und Härter getränkt worden, erweisen sich als effizient. „Wir haben keine langen Baustellen mehr über Wochen und Monate“, fasst Wonka den größten Vorteil zusammen, „im besten Fall kommen wir am Morgen und gehen am Abend nach erledigter Arbeit.“

Bis 2028 will die SEDD das Kanalnetz nachhaltig verbessern und den Anteil der Kanäle mit sehr gutem Zustand, also Schadensklasse 5, auf 55,9 Prozent erhöhen. Im Jahr 2004 lag der Anteil noch bei 38,2 Prozent.

Eines der größeren Cluster, das die SEDD im Mai in Angriff genommen hat, ist ein Wohngebiet in Striesen und Gruna rund um die Schandauer Straße, Altenberger Straße, Hepkestraße, Schneebergstraße und Haenel-Clauß-Straße. Auf 3192 Metern lässt das Unternehmen für rund 1,6 Millionen Euro Kanäle reparieren, hinzu kommen 85 Schächte. Maximal 20 Kopflöcher sind dafür erforderlich.

Das Kosten-Nutzen-Verhältnis ist schon deshalb sinnvoll, weil keine Mittel für die Wiederherstellung der Fahrbahn anfallen. Gerade in offener Bauweise werden die ohnehin teils vorgeschädigten Straßen weiter in Mitleidenschaft gezogen. Durch die Reparatur entstehen Mehrkosten. Das geht ins Geld. „Der Gebührenzahler partizipiert von diesen effizienten Investitionen“, erklärt der Teamleiter. Zumal die nächsten 50 Jahre Ruhe herrschen dürfte unter der Erde.

In Löbtau-Süd will die SEDD, ähnlich wie in Striesen-Gruna, wo die Arbeiten noch bis November 2022 laufen werden, die Kanäle sanieren. Fast unbemerkt konnte das Unternehmen weitere Kanalbereiche in Löbtau-Nord, Briesnitz, Meußlitz und Leubnitz-Neuostra schon instandsetzen. Auf Grund der Länge und des Alters der Kanalisation der Stadt sind Sanierungen eine immer währende Aufgabe, die letztlich nie endet.